Entlassene LehrerInnen in der Türkei nach Protesten inhaftiert – 96 Tage Hungerstreik

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In der Türkei herrscht seit dem gescheiterten Putschversuch vom 15. Juli 2016 Ausnahmezustand. Präsident Erdogan und die Regierungspartei AKP nutzen den Putschversuch, um jegliche Opposition im Land zum Schweigen zu bringen. Sie regieren durch Notstandsdekrete.

Nuriye Gülmen und Semih Özakca gehören zu den knapp 40.000 entlassenen Lehrer*innen und Akademiker*innen, denen die Regierung seit dem Sommer 2016 den Job gekündigt hat. Nuriye Gülmen begann darufhin einen öffentlichen Sitzstreik für ihre Wiedereinstellung und für die Beendigung des Ausnahmezustands. Semih Özakca schloss sich ihr bald an. Beide wurde täglich verhaftet und auch gefoltert, kehrten nach ihrer Freilassung jedoch immer wieder an einen öffentlichen Platz in Ankara zurück, um ihre Aktiuon fortzusetzen.

Dadurch ermutigt begannen auch andere überall in der Türkei, ihren Protest gegen die willkürlichen Entlassungen und den Terror der Notstandsdekrete öffentlich zu artikulieren. Das auf Angst und Einschüchterung basierende Schweigen war gebrochen. Am 11. März 2017 begannen Nuriye Gülmen und Semih Özakca einen Hungerstreik. Sie fordern ihre Wiedereinstellung und die Beendigung des Ausnahmezustands. Am 23. Mai 2017 wurden die beiden unter Terroranschuldigungen verhaftet. Als Begründung wurde angeführt, dass sie Aufnahmen ihres Protestes über Facebook und Twitter verbreitet hätten.

Am vergangenen Samstag, dem 10. Juni 2017 war Nuriye Gülmen bereits in ihrem 94. Hungerstreiktag, den sie in Haft fortsetzt. In Berlin fand eine Kundgebung für die Freilassung und Wiederienstellung der beiden LeherInnen statt. Radio Aktiv Berlin fragte die Protestierenden nach den Umständen in der Türkei und was konkret unternommen werden kann, um die streikenden LehrerInnen zu unterstützen.

Adressen für Protestschreiben an die Behörden in der Türkei

Justizministerium:
Fax: 0090 (0312) 419 33 70
E-Mail: info@adalet.gov.tr

Innenministerium:
E-Mail: basin@icisleri.gov.tr
Telefon:+90 (312) 422 40 00

Präsident (Erdogan)
Adresse: Cumhurbaşkanlığı Külliyesi 06560 Beştepe-Ankara
Fax: : 0090-(312 525 58 31

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Autor: radioaktiv

Radio Aktiv Berlin sendet seit den 1990er Jahren, derzeit 2 - 3 mal im Monat. Schwerpunkt sind dabei die Unterstützung von weltweiten Gefangenenkämpfen und politisch/soziale Auseinandersetzungen in Berlin. Standardrubriken in (fast) jeder Sendung sind aktuelle Kolumnen von Mumia Abu-Jamal, Demoticker und Veranstaltungshinweise. Dazu kommen O-Ton-Berichte von Berlins Straßen und ausgesuchte Radaumusik unserer Moderator*innen.

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